Biografie Friedrich Neubauer – Architekt | Maler | Grafiker

Kindheit und Jugend des Künstlers

Friedrich Neubauer wurde am 30. Januar 1912 als zweiter Sohn des Unternehmers Friedrich Julius Neubauer und Ehefrau Anna in Nürnberg geboren. Die Firma Friedrich Neubauer‘s Patentmöbel fertigte Schlafsofas, damals eine absolute Neuheit. Auch Gesamteinrichtungen und Dekorationen, sowie die Neuausstattung des damaligen Nürnberger Stadttheaters wurden ausgeführt. So wuchs „Fritz“ mit zwei Brüdern in einer Atmosphäre der Gestaltung von Wohn- und Erlebnisräumen auf, was seine spätere Berufswahl und sein künstlerisches Schaffen beeinflussen sollte. Nach dem Abitur in Rosenheim studierte Friedrich Neubauer an der Technischen Hochschule in München und Stuttgart Architektur.

Friedrich Julius Neubauer

Georg „Schorsch“

Anna Neubauer

Elternhaus

„Fritzi“ und „Hansi“ mit Kindermädchen

Selbstbildnis vor Staffelei
1932 | signiert | Öl/Karton | 22 x 39 cm

Maler und Modell oder „...der Pfui Deifl is scho do“

Die Bemerkung „...der Pfui Deifl is scho do“ machte die Mutter des Künstlers, um das Ankommen des Aktmodels anzukündigen. ­Im bürgerlichen Elternhaus wurde künstlerisches Arbeiten dieser Art nicht gerne gesehen.
Neubauer, gerade zwanzig Jahre alt, beschreitet bereits deutlich den Weg in die Moderne.

Weiblicher Akt
1932 | signiert | Öl/Karton | 36 x 39 cm

Reichsarbeitsdienst

1933 wurde Friedrich Neubauer zum halbjährigen „Reichsarbeitsdienst“ eingezogen. Dieser 1931 ins Leben gerufene Dienst an der Gemeinschaft mit „Spaten und Ähre“ war für männliche Jugendliche Pflicht. Die harte körperliche Arbeit sollte auf die meistens nur mit Spaten ausgerüsteten jungen Männer eine disziplinierende Wirkung ausüben. Friedrich Neubauer war im Straßenbau bei Amberg eingesetzt.

Das Foto zeigt Friedrich Neubauer, Dritter von rechts, beim Straßenbau bei Amberg. Auch hier wird er künstlerisch inspiriert, was er expressiv umsetzt.

Das Leben des Künstlers im „Dritten Reich“

von 1933 bis 1945

In den Jahren 1930 bis 1932 entstanden verschiedene Selbstportraits, von denen sich zwei Ölgemälde erhalten haben: „Jugendliches Selbstportrait“ und „Selbstportrait“. Das Letztere von 1931 zeigt bereits stark expressionistische Züge.

Unterbrochen durch den Arbeitsdienst studierte Friedrich Neubauer an den „Technischen Hochschulen“ in München bei Professor Schmitt­henner und in Stuttgart bei Professor Bonatz von 1932 bis 1937 Architektur. Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums wurde Neubauer bereits 1940 zum Regierungsbaumeister ernannt. Als Maler und Zeichner war der Künstler Autodidakt.

Aus der Zeit um 1935 haben sich in der Sammlung erhalten: „Stuhl mit Spazierstock und Gläsern“ von 1939, wohl beeinflusst durch Matisse, sowie „Wiesenblumen mit Flasche“ um 1939 entstanden. Weitere Arbeiten haben die Zerstörung durch den zweiten Weltkrieg nicht überlebt. 

Agnes entsprach dem idealisierten Frauentyp der Nationalsozialisten. Ihr tragisches Schicksal hat Friedrich Neubauer noch in späteren Lebensjahren beschäftigt. Die reizenden Zeichnungen beeindrucken bis in die Gegenwart. Die freundliche zugewandte Haltung, den Blick sicherlich auf den Zeichner gerichtet, ein Blumensträußchen an die Wange haltend, bewegt noch heute das Gemüt.

„Mein Bett“ sagt Friedrich Neubauer

Wie alle wehrfähigen Männer wurde auch Friedrich Neubauer zum Militärdienst eingezogen, wo er gelegentlich immer noch Zeit fand, die aktuellen Situationen zeichnerisch zu dokumentieren. Hier hat sich leider wenig erhalten, lediglich die Arbeiten „Agnes“ und „Mein Bett“ von 1941, „Funker“ von 1942 und „Gefechtsdienst“ von 1943.

Durch die Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges wurde Friedrich Neubauers berufliche und künstlerische Laufbahn unterbrochen. So wie der Anschluss an die internationale Entwicklung der Kunst durch die Auflagen der Nationalsozialisten nicht möglich war, wurde auch die Architektur durch diese beeinflusst. Die monumentalen Gebäude sollten Dominanz zeigen und waren der römischen Kaiserzeit entlehnt. Wie weit Friedrich Neubauer dieser Verpflichtung nachgekommen ist, war dem Nachlass nicht zu entnehmen. Hier wurden alle Unterlagen mit der Zerstörung des Elternhauses vernichtet.

Nachkriegszeit

Für die Nürnberger Stadtplaner und Architekten stand die Mammutaufgabe des Wiederaufbaus der Altstadt bevor: Rekonstruktion historisch wichtiger Bauwerke, wie der gotischen Kirchen, deren Notreparatur, oder Anschluss an die Entwicklung der Moderne in der Architektur. Friedrich Neubauer war in diese Überlegungen mit Stadtbaumeister Lincke voll eingebunden. Ihm wurde die teilweise Instandsetzung eines der bedeutendsten Nürnberger Bauwerke, der Sankt Lorenzkirche, insbesondere die Rekonstruktion der Rosette, die Platzierung einer neuen Orgel, sowie die Instandsetzung des Dachstuhls des hohen gotischen Chores übertragen. So musste das Gebälk des stark beschädigten Daches größtenteils ersetzt werden. Für diese Sofortmaßnahme stand nur frisch geschlagenes Weichholz aus den Nürnberg umgebenden Wäldern zur Verfügung. Im Jahr 2007 wurden nach einem schweren Sturm  die 1948 eingesetzten Sparren wegen meterlanger Risse wieder entfernt und durch geeignetes Material ersetzt. In der Notzeit nach dem Zeiten Weltkrieg stand damals kein anderes geeignetes Holz zur Verfügung. So die mündliche Überlieferung durch Friedrich Neubauer. 

Die Wohnungsnot in Nürnberg war so groß, dass Zwangseinquartierungen durchgeführt wurden. Das bedeutete, dass Friedrich Neubauer zur Familie seines Bruders Hans zog, der seinerseits mit Frau und Tochter nur ein einziges Zimmer mit Küche in einer großen alten Herrschaftswohnung im historischen Wohnhaus der Bahnhofstraße 39 bewohnte. Das Haus hatte den Krieg unbeschädigt überstanden. Diese Unterkunft war für die komplett ausgebombte Familie ein großes Glück. Hier fand Friedrich Neubauer in einer Ecke des Zimmers 1945 einen Arbeitsplatz, den er zeichnerisch dokumentiert hat. Ein über den Krieg geretteter Sessel, ein Regal und ein provisorischer Tisch mussten genügen, um als Architekt zu arbeiten.

Architekt Friedrich Neubauer im Atelier

Mit der Währungsreform und Einführung der DM (Deutschen Mark) wird ein wichtiger Impuls zur Entwicklung des Wirtschafts-  und Kulturlebens ausgelöst. Friedrich Neubauer entwirft nicht nur Möbel und Kataloge für die Firma seines Bruders Hans, sondern er erstellt 1948 das Deckblatt für den ersten Katalog des  „Berufsverbandes Freier Künstler Nürnberg“ nach dem Krieg. 

Er plant die Wiedererrichtung von Gebäuden, arbeitet auch als Grafiker und Designer, und entwirft zu Beginn der Fünfziger Jahre Möbel, Lampen und Keramik. Die Künstler entwickeln in dieser Zeit einen komplett neuen Stil, eben die Formensprache der „Fünfziger“. Nach dem seit Kriegsende andauernden überladenen Historismus, werden jetzt die Möbel durch neue Materialien  leichter und transparenter. Diese Entwicklung der Architektur und Inneneinrichtung war in der Geschichte noch nie dagewesen. Die eher spärlich möblierten Räume werden durch hochgezogene Fenster lichtdurchflutet. Ebenso lassen die schlanken Möbel Licht und Schatten voll zur Geltung kommen. Das ist eine neue Auffassung von Raum und deutet die Entwicklung in eine künftige Epoche an.

Friedrich Neubauer kann ab 1953 diese Aufgaben im eigenen Atelier im teilweise wieder errichteten Geschäftshaus Lorenzer Straße 5 durchführen. Das neue Gebäude konnte damals nur mit den Ziegelsteinen des zerstörten Elternhauses wieder aufgebaut werden.

Kunst und Raum

Neben hohen Fenstern mit bodenlangen Gardinen bilden erstmals die Wände einen farbigen Hintergrund, um davorstehendes sparsames Mobiliar kontrastreich in Szene zu setzen. Die Gegenstände bleiben leicht und mobil. Durch bewusste Linienführung von Form und Farbe entsteht der Eindruck von Groß­zügigkeit. Die Dekorationen werden durch Künstler wie Pablo Picasso beeinflusst, wie die Lithographie (31 cm x 58 cm) von Friedrich Neubauer zeigt. 

„Das Theater ist immer das gleiche! Viel Glück 1958!“ sagt der Künstler.

Die „Fünfziger Jahre“

Entwürfe von Friedrich Neubauer:
Mode, Möbel, Skulptur, Leuchter und Keramik

Atelierszene

Friedrich Neubauers Atelier war ein Kosmos für sich. Neben einem großen Arbeitstisch, Bücherregalen und einer Staffelei hingen Bilder über Bilder an den Wänden. Neben eigenen Arbeiten  waren dazuerworbene oder mit Künstlerfreunden ausgetauschte Gemälde und Plastiken zu sehen. Wenn an den Wänden kein Platz mehr war, lehnten die Bilder eben davor. Er schlief in einem Klappbett inmitten von Kunst. Hier legte er 2004 den Pinsel aus der Hand und starb.

Ausstellungen Friedrich Neubauer

1932 - 1937 Studium der Architektur an der TH München und Stuttgart

1971 und 75Internationale Sommerakademie Salzburg bei Commeille/Paris

 Meisterklasse und De Luigi/ Venedig

 Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland

Gold-, Bronze- und Silbermedaillen der Union für Touristik und Kultur der Europäischen Postverwaltungen

1948 Frühjahrsausstellung „Berufsverband freier Künstler e.V.“, Fränkische Galerie 
21.03. - 25.04.1948 (TN)

1972 Große Kunstausstellung in München (TN)

1973 Raiffeisen-Zentralbank Nürnberg (EA)

1975 Mauthalle Nürnberg, Nürnberger Nachrichten (EA)

1976 „Nürnberger Altstadt“, Raiffeisen-Zentralbank Nürnberg, Juli 1976 (EA)

1978 „Große Schau“ Altstadt, Raiffeisen-Zentralbank Nürnberg

1979 „Ausstellung der 3 V“ (= „3 Vettern“), Galerie Fischer, Minden,
14.01. - 04.02.1979 (TN)
 
1979 600 Jahre Hallenchor St. Sebald (TN)

1980 Siemens Erlangen
14.03.- 16.04.1980 (EA)

1982 Große Kunstausstellung München (TN)

1984 Große Kunstausstellung München (TN)

1985 Große Kunstausstellung München (TN)

1985 Raiffeisen-Zentralbank Nürnberg, 
24.10. - 30.11.1985 (EA)

1986 Internationale Ausstellung für darstellende Kunst des Post-und Fernmeldewesens,
Rom (TN), Verleihung der Bronze-Medaille der UTC-PTT

1994 „Kunst zum Anfassen“, Wende-Objekte, Kulissen-Bilder, Material-Bilder, 
Stadtmuseum Fembohaus, Nürnberg, 
Juli - August 1994 (EA)

1996 Wendebilder - Materialbilder - Ölbilder, 
Gemeinschaftshaus Langwasser,
14.04. - 11.05 1996 (EA)

2005 Retrospektive des Nürnberger Architekten, Malers und Grafikers Friedrich Neubauer,
Eröffnung der Galerie im Ambiente des Möbelhauses Friedrich Neubauer KG, 
12.11.2005

2015 Virtuelles Museum: 
museum-nuernberger-kunst.de